Im Rahmen der Studie konnten 42 Südtiroler Vergasungsanlagen kartiert werden, die jedes Jahr circa 50.000 Tonnen Holzbiomasse verwenden und über 50 GWh Elektrizität, 100 GWh Wärme und 1.300 Tonnen Kohle erzeugen. Ein bedeutender und stets wachsender Sektor also. Die von den Anlagen produzierte Kohle wird fast ausschließlich als nicht gefährlicher Sonderabfall entsorgt. Die physikalischen, chemischen und biologischen Analysen haben verdeutlicht, dass keine der entnommenen Kohleproben phytotoxische Wirkungen aufwies, aber gleichzeitig auch keine von ihnen den Vorschriften entsprach, die ihre Nutzung als Bodenverbesserungsmittel in der Landwirtschaft regeln. Insbesondere der Gehalt an polyzyklischen aromatischen Wasserstoffen (PAK) und einigen Schwermetallen (Cd, Cr e Zn) überstieg die Normgrenzwerte und verhinderte die landwirtschaftliche Nutzung. Dieses Ergebnis hatte signifikante Folgen für die Entwicklung des Projekts und die potenzielle Aufwertung der aktuellen Produktionskette der Holzvergasung in Südtirol. Zur Durchführung der Feldversuche sah sich die Genossenschaft gezwungen, Biochar außerhalb der Provinz einzukaufen. Die Experten sind zu folgender Schlussfolgerung gekommen: Um die aktuellen Vergasungsanlagen in polygenerative Systeme zu verwandeln, die neben elektrischer und thermischer Energie auch Biochar erzeugen, das als Bodenverbesserungsmittel genutzt werden kann, müssen daher die Hauptprozessparameter (z. B. die Temperaturprofile im Reaktor) verändert oder Systeme zur Nachbehandlung der Kohle eingesetzt werden, um den PAK-Gehalt zu reduzieren. In der Kohle vorhandene Schwermetalle scheinen hingegen von mechanischen Teilen zu stammen, die zur Beförderung fester Materialien in der Anlage verwendet werden, oder aus Vorbehandlungen der Holzbiomasse wie z. B. das Häckseln oder Pelletieren. Diesbezüglich scheint es einfacher, eine technische Lösung zu finden. Die wirtschaftliche Analyse eines Eingriffs zur Optimierung der Anlage, mit der eine hochwertige, zur Nutzung in der Landwirtschaft geeignete Kohle erzeugt werden kann, hat ergeben, dass für diese Investitionen, je nach Verkaufspreis des Biochars maximal ein Budget zwischen 23.000 und 97.000 Euro zur Verfügung steht. Die oben genannten Summen sind ein Richtwert für die Wirtschaftlichkeit, die ein Eingriff zur Optimierung der aktuellen Anlagen haben müsste, um auf dem Markt attraktiv zu sein. Die Untersuchungen bezüglich der Möglichkeit, biologisch aktive Moleküle aus der Holzbiomasse (Rottannen-Hackschnitzel) zu extrahieren, haben zu besonders interessanten Schlussfolgerungen geführt. Unabhängig von der angewandten Extraktionsmethode (Soxhlet oder überkritisches Kohlendioxid) haben die Extrakte eine gute antimikrobielle Wirkung gezeigt, und könnten als wertvolle Alternative zu den künstlichen Konservierungsmitteln, die heute in Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaprodukten eingesetzt werden, genutzt werden. Diese Möglichkeit stellt ein wichtiges und bisher noch nicht ausführlich untersuchtes Element des Potenzials für die Aufwertung der Holz-Energie-Produktionskette dar, das in der Zukunft zweifellos größere Aufmerksamkeit verdient. Die Nutzung von Biochar in der Landwirtschaft hat verschiedene positive Wirkungen zur Verbesserung des Bodens gezeigt, darunter eine Zunahme der Verfügbarkeit bestimmter Nährstoffe, insbesondere Makronährstoffe wie Kalium, Magnesium und Phosphor, sowie die Fähigkeit zur Anhebung des Boden-pH-Werts, was sich positiv auf den Weinanbau auf sauren Böden auswirkt. Insgesamt wurde eine höhere Ertragsfähigkeit der mit Biochar behandelten Pflanzen beobachtet, ohne dass negative Auswirkungen auf die Qualität der Weine entstanden wären. Das unter kontrollierten Versuchsbedingungen getestete Biochar hat keine signifikanten Auswirkungen auf den Stickstoffzyklus in der Weinpflanze gezeigt; Aufnahme und Verteilung des Stickstoffs in den verschiedenen Organen blieben unverändert. Biochar hat hingegen das Wasserspeichervermögen des Bodens deutlich verändert und eine positive Zunahme des für die Pflanzen zur Verfügung stehenden Wassers bewirkt. Dies führte zu einer erheblich besseren Verträglichkeit von induziertem Trockenstress und verringerte die mit dem Wassermangel verbundenen negativen physiologischen Effekte. Dieses Ergebnis ist sehr interessant im Hinblick auf eine Politik zur Anpassung an den Klimawandel, der sich durch eine Zunahme von Trockenperioden und Hitzewellen kennzeichnet. Die durchgeführten Studien hinsichtlich der Umweltwirkungen von Biochar und insbesondere der Wirkungen auf die Treibhausgasemissionen und die Ansammlung von Kohlenstoff im Boden haben relevante Ergebnisse hervorgebracht. Biochar hat eine Verringerung der vom Boden ausgehenden N2O Emissionen und eine erhebliche Zunahme der CO2 Emissionen verursacht, die jedoch zeitlich begrenzt und nicht stark ausgeprägt war, während es keine Wirkungen auf die CH4-Emissionen zeigte. Die Bilanz des Kohlenstoffs im Boden fiel extrem positiv aus, obwohl die Stabilität des angewandten Biochars nicht besonders hoch war und nicht mit Sicherheit definiert werden konnte. Alle Studienergebnisse wurden in eine Lebenszyklusanalyse (LCA) eingebunden, deren Ziel eine Evaluierung der Umweltauswirkungen der Südtiroler Holzvergasungsproduktionskette war, sowie deren Vergleich mit einer aufgewerteten Produktionskette, die auch die Extraktion hochwertiger Verbindungen aus der Biomasse, verbesserte Vergasungstechnologien und die Nutzung von Biochar in der Landwirtschaft vorsieht. Die LCA hat gezeigt, dass die aktuelle Produktionskette umweltfreundlich ist und im Vergleich zu den kontrafaktischen Energieproduktionsketten zu einer Einsparung fossiler Energie und zur Verringerung der Treibhausgasemissionen führt. Einen weiteren Vorteil, wenn auch in geringerem Umfang, bietet die Nutzung von Biochar in der Landwirtschaft. Die Extraktion von Biomolekülen aus der Holzbiomasse geht mit Energiekosten und erheblichen Emissionen einher, die vergleichbar sind mit denen der Produktion und des Transports der Holzbiomasse (Rundholz, Hackschnitzel und Pellets) von der Produktionsstätte zu den Vergasunganlagen. Daher würde sich die Extraktion von Biomolekülen negativ auf die Gesamtumweltbilanz der Produktionskette auswirken. Es sollte jedoch betont werden, dass die hier vorgestellte Analyse die Umweltkosten für die Produktion von anderen als den hier untersuchten synthetischen Molekülen nicht berücksichtigt hat. Außerdem sollte berücksichtigt werden, dass die aktuelle Südtiroler Kohleproduktion, sofern diese für die Nutzung in der Landwirtschaft geeignet wäre, nur zur Verbesserung von 50 Hektar Agrarboden pro Jahr reichen würde. Zur Unterstützung einer breiteren Anwendung von Biochar in der Landwirtschaft wäre demzufolge eine Einfuhr von Biochar nötig oder eine Erhöhung der Anzahl der Vergasungsanlagen, was eine Erhöhung der Wirtschafts- und Umweltkosten der Produktionskette bewirken würde. Andererseits würden die vorgeschlagenen Technologien zur Erzeugung von hochwertigem Biochar bei gleicher Menge an produziertem Biochar eine fast doppelt so große Menge an Energie erzeugen, was deutlich größere Mengen an Biomasse für die Vergasung erfordern würde. Angesichts der positiven agronomischen und umweltspezifischen Wirkungen von Biochar, welche im Projekt WOOD-UP sichtbar wurden, ergeht abschließend die klare Empfehlung an die Förderpolitik, zukünftig jene Forschungs- und Entwicklungsbemühungen zu unterstützen, die auf die Planung polygenerativer Anlagen ausgerichtet sind und neben Elektro- und Wärmeenergie auch hochwertiges Biochar erzeugen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen Vergasungsprodukten trägt den positiven Auswirkungen Rechnung, welche die Nutzung von Biochar auf die Nachhaltigkeit des Südtiroler Agrarsystems haben kann, das zunehmend sensibler auf die von der Landwirtschaft ausgehenden Umweltwirkungen reagiert.